,Bonhoeffer neu“, und die
Power von Leonhard Cohen
Das ,,Musikkolleg Abtei Hamborn“ erfreute mit der Abendmusik von drei jungen Pianist/-innen und vielfältigen Stimmfarben von Solo- und Chorsänger/-innen.

Foto: jzu

Als Einladung, Musik an der Abtei und in der Pfarrei St. Johann mitzugestalten, präsentierte Kirchenmusiker Peter Schäfer am 1. September 23 die jährliche Abendmusik an der Abtei. Über 100 Mitwirkende in der Jahrhunderte alten Hamborner Kloster- und Pfarrkirche musizierten und sangen. Der Leiter des Musikkollegs hatte dabei auch fünf junge Künstlerinnen und Künstler als Mitwirkende gewonnen. Ognjen Gvozdenovic (11), sein Bruder Petar (13) sowie die 14-jährige Lina Benke, Schüler/-innen des Abteigymnasiums, zeigten am Piano ihr Können. Und die Leibniz- Gesamtschüler Alexander Link (18) sowie der 15-jährige Tobias Wisniewski (beide Lichttechnik) tauchten die Abteikirche in warmes Violett, Dunkelgrün- und Weiß bei guter Akustik (Ton: D. Kaleta).
Gefallen bekundeten rund 100 Gäste des Abends mit langanhaltendem Beifall auch dem neunköpfigen Cantorenchor des Musikkollegs. Begleitet von Dr. Matthias Keidel (Saxophon) und Detlev Kaleta (Drums) präsentierten sie Hits rund um menschliches Denken und Fühlen. Sie sangen dabei vom Aufrichten wie in ,,You raise me up“ und dem Leonhard Cohen Lob Gottes, dem „Halleluja“ in Erfolgs- wie Krisenzeiten. Die Solistin Barbara Janus sowie Ingo Dortelmann und Arndt Böllhoff (Hamborn/Sterkrade), normalerweise mit den Cantor*innen im Gottesdienst unterwegs, füllten hörernah auch im Musical und Gospel-Genre mit ihrer Ausstrahlung die Kirche.
Aus St. Hildegard, Röttgersbach, kamen die Sängerinnen und Sänger des ,,Unisono“-Chores zur Abtei. Drei klassische Messgesänge und zwei Werke des ,,Neuen Geistlichen Lieds“ zeigten Möglichkeiten des durch die Pfingstgottesdienste im Duisburger Landschaftspark gut bekannten Chores. Unter Leitung von Abteikantor Markus Kämmerling präsentierten sie im Kyrie ruhige Klänge, im „Gloria“ temperamentvoll jubelnde Musik sowie das eindrucksvoll- besinnliche ,,Heilig, heilig“ von Lorenz Maierhofer (+1956), dem Maler, Komponisten und Poeten. „Unisono“ setzte dazu auf ein gläubig-politisches Statement mit dem Lob ,,Die Himmel erzählen die Ehre Gottes… und die Erde verändert ihr Gesicht“.
Wo Zuhörende bei moderner Musik (H.-J. Eißler, R. Schuon) abtauchten in Szenen des schon 1.950 Jahre alten Menschen-Alltags des Markus-Evangeliums, hatten sie viel Freude. Denn der ,,Akzente“-Projektchor des Musikkollegs (Ltg. P. Schäfer) bot Lieder und musikalische Bilder, worin zunächst Verunsicherung der Menschen nach Jesu Tod und Unverständnis ob seiner Person und Botschaft zu spüren waren. „Das glaubt uns doch kein Mensch“ intonierten die gut 25 Ausführenden aus ,,Unfassbar“, dem Werk mit Texten Christoph Zehendners. Bei Melodien zwischen Musical, Pop und Rock öffneten sie Fenster in die Zeit vor fast 2000 Jahren.
Die Szenen transportierten die Bewegung, die Jesus in der jüdischen Gesellschaft ausgelöst hatte. ,,Unfassbar“-Songs wie Eißlers ,,Wer ist er?“ oder das ,,Atme seine Liebe“ (R. Schuon) und ,,Jesus hinterher“ (Eißler) enthalten auch heutige Gesellschaftsbezüge der Botschaft Jesu, was ,,Akzente“ mit Power und stimmlich klar vortrug.
Nie fehlen darf in Hamborn die Bläsersymphonie Abtei Hamborn, aufgebaut und geleitet von Jan-Philipp-Arendt. Mit der Kraft konzertant klangvoller Musik, aber auch getragener Bewegung setzte das Ensemble Akzente. Das galt etwa bei ,,I will follow him“ (Stole/Del Roma -Sister Act) wie bei den musikalisch-theologischen Aussagen während ,,Von guten Mächten…“ (Siegfried Fietz). Die Kirchenlied-Tonreihen des vielfach bekannten Bonhoeffer Textes veränderten die 40 Bläser/-innen in einem speziellen Arrangement, ohne die bedrohende Haft-Situation des umgebrachten Pfarrers zur NS-Zeit vergessen zu machen. In Höhen von Trompeten- und Flötenmusik spürten Zuhörende stärker als sonst, wie der Häftling 1944 auf eine andere Zukunft und auf Gott schaut. Das gelingt arrangierter Musik besser als dem Lied, was wichtige, aber mittlerweile beinah schon abgeschliffene Dichtung Bonhoeffers zum ,,Gott vertrauen“ transportiert. Bei solcher und anderer Musik mitzumachen, dazu lädt das knapp drei Jahre alte Musikkolleg Zuhörende wie Gestaltende eines jeden Alters und jedweder Herkunft ein. Uw