6. Juni 2023 – Crossover again – in der Abtei Hamborn
Brücken zwischen Sophie-Scholl-Berufskolleg (Duisburg) und Hochschule für Musik und Tanz (Köln) mit bewegenden Texten und inspirierender Musik.
Ein neues Zusammentreffen der schreibenden Schülerinnen des Sophie-Scholl-Berufskollegs von Dr. Matthias Keidel mit den Studierenden der Orgelimprovisationsklasse von Prof. Mechler ergab ein ganz anderes „Crossover“ als im letzten Jahr. Schreibende Frauen und die Orgel spielende Männer, eine interessante Konstellation!
Thematisch setzten sich die vier Texte, die ausgesprochen kompetent von Belemir, Lu, Maria, Fatma, Leonie und Josefine präsentiert wurden, mit Sophie Scholl auseinander. Dafür wurde einfach eingenommen, Sophie wäre noch unter uns, bzw. sie könnte uns zuhören und sehen, wie unser Leben gerade abläuft, mit all den neuen Krisen und Herausforderungen unserer Zeit. Nur ein Zitat dazu aus den Texten, dass die Botschaft auf den Punkt bringt: „Liebe Sophie, wenn wir Dich gekannt hätten, wären wir heute willensstärker, mutiger und lauter!“
Die Schülerinnen des Deutsch Leistungskurses aus der Mittelstufe des Fachbereichs Erziehung lasen auch einen Brief von Türkan, die gerade ihre anspruchsvolle Ausbildung zur Kinderpflege erfolgreich beendet hat, und dies in einer Kombination aus praktischer Arbeit in der Kita und schulischem Lernen. Das Modell heißt „PIA“ und hat mit Türkans Klasse am Berufskolleg vor zwei Jahren begonnen. Sie schilderte ihre ersten und letzten Tage im „Reiche Sophies“ und sie war voller Dankbarkeit über das Erreichte und voll des Lobes über ihre Mitschüler (alles Erwachsene!) und ihre Lehrkräfte. Da waren einige Anwesende schon sehr gerührt.
Auf diesen sprachlichen Input reagierten die Musiker sehr sensibel, aber auch überaus kraftvoll. So eine Orgel, wie die Abtei sie bereithält, kann eben flüstern, schmeicheln, donnern und strahlen. Der Abend zeigte eindrucksvoll, dass Orgelspiel pure Emotion ist. Die Improvisationen der Studierenden waren in diesem Jahr sehr melodiös, voller Anspielungen auf alte Klangtraditionen der Kirchenmusik, aber auch assoziativ filmmusikalisch. Ein besonderer Clou in der Planung war, dass Prof. Thierry Mechler seine Schützlinge auch auskomponierte Orgelliteratur von Bach, Louis Vierne und Gustav Merkel spielen ließ, bei letzterem sogar vierhändig. Dadurch konnte das Publikum vergleichen, was die besonderen Stärken komponierter und improvisierter Musik sind. So waren es eigentlich drei Welten, die sich an diesem Abend im Crossover begegneten. Der Moderator Matthias Keidel schmuggelte sich mit seinem Sopransaxophon beim Abschlussstück noch schnell hoch auf die Orgelempore zu seinem Duopartner Alexander Grün und gab improvisierend zu erkennen, dass die Orgel Freunde bei den Blasinstrumenten hat.
Beim Abschlussbild zeigten sich alle Mitwirkenden zurecht stolz auf diesen gelungenen Abend und ließen ihn gastlich mit einer Begegnung im Klostergarten ausklingen. (MK)